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Statesboro Revue

23. Januar 2014, Red River Saloon, Heilbronn

Statesboro Country oder Buddy Holly‘s Brille

Third Flush – endlich hat der Texas Tea aus der Area New Braunfels gut gezogen, abgehangene Lone-Star-Songs, Harmonica-Feeling, zu Beginn ein kurzes psychedelisches Gitarrenfeedback im California-Style um sofort auf die Interstate 35 Richtung Austin abzubiegen. Heute ist‘s nicht sonnig, heute ist real. Real Handmade Music! Und draußen schifft‘s in Strömen. Knapp 100 Hälse haben ihr Donnerstagabendbier am Kragen. ROCK ‘N‘ ROLL!

Vor ein paar Jahren in Austin‘s „Chuggin‘ Monkey“ haben die Allman-Apologeten um Kris Lager den Laden im Sturm auseinandergenommen, eine einzige Jam-Feed-Back-Orgie, dabei sollten die für Stewart Mann‘s Statesboro Revue anheizen. Als der Hauptact dann die Bühne betritt, brennt diese bereits lichterloh. Der lakonische Kommentar „I didn‘t see this coming“ eingerahmt von ein paar exaltierten Gesten des Shouters, die fast apostolisch daherkommen, spricht Bände über einen völlig verunglückten Abend, der erst mit „Stay With Me“ Güteklasse 1 erreicht.
Später, in der Gruene-Hall, ist der Stewart-Faden ab, gewendet und gewandelt zum veritablen Americana-Verteidiger, countryesk, straight und immer wieder Exile-Feeling, so als ob Ryan Bingham eine neues Cross-Canadian-Ragweed produziert hat. (War ja auch mal was) Nix mehr mit den Jam-Brüdern, die Songs von „Privilege Creek“ atmen Sehnsucht, Weite, ackern nur noch selten den kargen Rock-Boden. Das ist die Stärke einer Band, die sich gefunden hat, kein Paradigmenwechsel, die konsequente Erweiterung des eigenen Horizonts, mit den Dingen die am Naheliegendsten sind.

Statesboro Revue

Da kann es regnen wie es will und wenn ich nur nach Gehör fahre, hey, Statesboro Country-Rock ‘n‘ Roll in Heilbronn, must have. Rudi sieht das auch so, das coole, bisher kennt er den Vierer nicht. Trust me!
Wenn die Statesboro Revue nicht touren, Austin, New Braunfels, das Hill Country unsicher machen mit Country-Coyoten am Privilege Creek ein Rootsfeuer bewachen, dann steht Stewart Mann in San Antonio in einem Musical (!) auf der Bühne – als Hauptdarsteller (!!) – Buddy Holly (!!!) musikalisch flankiert von seinem Bruder Garrett, eine wahrhaftige Rootssau an den sechs Saiten, der einen Teil der Songs auch kompositorisch verantwortet.

Stewart Mann

An den Drums sitzt verschmitzt lächelnd der schwergewichtige Meister der Langsamkeit, Mike Peters, ginge im Erstberuf auch als Farmer durch, der einer zwölfköpfigen Familie vorsteht, von denen elf ein Instrument spielen… So locker das Schlagzeug rumpelt, so groovy zupft Ben Bradshaw die Därme, immer für ein paar akrobatische Bühnen-Sprünge gut. Die Funken zwischen der Rhythm-Section fliegen, Garrets Saiten schön auf Mid-Tempo, die Slide geölt, dann und wann wird der Barré-Faulenzer aufgezogen. Der Laden brodelt, Edgar ist glücklich. Neben mir flippen ein paar Ungeübte völlig aus, hüpfen vor Country-Rock-Seeligkeit an die Decke, bei Jumpin Jack Flash brechen alle Dämme. Clever eingestreut. Ein Exile-Abend ohne einen Song des Meisterwerkes, dafür kommt, völlig klar, Buddy Holly zu Ehren. Ohne Brille! Noch! Die hätten die im Gegentakt zappelnden Mutanten-Rocker neben mir gut gebrauchen können. So was, drei Bier, und schon dermaßen angezählt, blamieren die Innung!

Als nach zwei knapp zwei Stunden und zwei ausgedehnten Zugaben Schluss ist, öffnet jemand die Tür: es zischt! Der Geist des Hill Country meets Swabia! Es fehlt nur „Stay with me“. Ja, wahrhaftig!

ALBEN:
Different Kind Of Light
Ramble On Privilege Creek

Es gibt wohl irgendwo da draußen noch eine Mini-LP, die hat meinen Plattenspieler (leider) noch nicht erreicht.

Gunther Böhm