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Wolf Maahn

16. Dezember 2011, Haus der Gewerkschaften, Erfurt

Der Clown hat den Blues

30. März 1985: WM & Deserteure sind die erste deutsche Band im legendären Rockpalast in der Essener Grugahalla. Der europaweit übertragene Schulterschluss aus Rock und Soul funktionierte seinerzeit perfekt. Eine Band die was zu sagen hat, der alltägliche Wahnsinn der jedem von uns passieren kann, die kleinen Siege und großen Niederlagen. Ein Geschichtenerzähler, der es schafft, in vier Minuten auf den Punkt zu kommen ohne dabei platt zu wirken. Unvergessen die deutsche Version von Springsteens „Racing In The Street“, „Blinder Passagier“.

Viele Jahre später sehe ich ihn dann persönlich, nicht via Mattscheibe, im Szeneclub „REX“ im hessischen Lorsch. Die Band ist komplett runderneuert, Kopal, Zöller und Krumminga sind inzwischen zu BAP abgewandert. Von Frustration in kleinen Clubs spielen zu müssen keine Spur. Im Gegenteil die Spielfreude ist unverkennbar und die jungen, bis dato nicht sonderlich bekannten Mitmusiker, grooven ihren Chef schön ein.

Die HSD-Auftritte haben wohl Kultstatus, der 16. Dezember ist seine 16. (!!!) Weihnachtsfeier in Erfurt. Ich habe Tommy, der ihn noch nie live gesehen hat, vorgeschwärmt, was das für ein geiler Liveabend wird. Mehr Gründe sind nicht erforderlich um von Heidelberg, mit Whiskey-Stop in Eisenach, nach Thüringen zur Wochenendmugge zu fahren.
Sorgen bereitet uns nur die vor Jahresfrist erlebte John-Mayall-Show in der gleichen Halle, da war der Sound unterirdisch. Woran das lag blieb nebulös.

Wir sortieren uns am hinteren Ende des Saales, ziemlich zentral zwischen den Boxen ein. Strategisch hat das den Vorteil, in der Nähe des Bierstandes zu stehen und meistens auch den für den Abend optimalsten Sound auf die Ohren zu bekommen.

Dass Wolf Maahn ca. eine Stunde später als angekündigt auf die Bühne kommt, verkraften wir noch ganz gut (wird mit ein paar Becks überbrückt), die gut gefüllte kleinere Halle singt sich schon mal mit „Direkt ins Blut“ warm, die Stimmung ist trotz der langen Wartezeit auf den Hauptprotagonisten kurz vor dem Siedepunkt, Freitagabend eben, alles könnte super werden. Was dann passiert, macht uns erst rat- und dann fassungslos. Schon beim Opener, keine Ahnung welcher Song das war, flattert mir die stramm sitzende Jeans bedenklich vom Bassgroove. Texte sind kaum erkennbar, hin und wieder schnappe ich eine Songzeile auf und kann so auf den Titel schließen. Eine differenzierte Aussteuerung von PA und Instrumenten müsste eigentlich ein anderes Ergebnis zur Folge haben. Der zumindest für mich relative große Hitkatalog, von denen die meisten wohl auch auf der Setlist standen, geht völlig in dem Soundgemetzel unter. Was ein wenig verwundert, sind die allgemein eher positiven Eindrücke der Anwesenden. Fest steht, dass Wolf Maahn ein ordentliches Konzert spielt, von dem nur leider bei uns nichts ankommt. So weit erkennbar, waren auch alle großen Songs darunter, aus dem wahrhaftig nicht knappen Katalog. Dass das Publikum drei Zugaben erklatscht und diese auch bereitwillig zelebriert werden, spricht ebenfalls für WM, der den Titel einer „der letzten Rockpoeten“ zu sein, sich in dreißig Jahren Bühnenpräsenz zu recht erspielt hat. Fest steht, dies war definitiv der letzte Stopp im HSD, wir ziehen wieder um in den gegenüber liegenden, viel kleineren Museumskeller. Einer der besten Maahn-Songs aller Zeiten stand leider nicht auf der Setlist: „Der Clown hat den Blues“. Wir schon. Das kann kein Zufall sein. Jammerschade!

Es gibt einen umfangreichen Katalog, hier nur die wichtigsten Alben, allesamt sehr zu empfehlen, die aktuelle VÖ „Vereinigte Staaten“ war nicht so überzeugend:

1983 Bisse und Küsse
1984 Irgendwo in Deutschland
1986 Kleine Helden
1986 Rosen im Asphalt
1989 Was?
1991 Maahnsinn
1992 Der Himmel ist hier
1994 Direkt ins Blut (Un)plugged
1995 Libero
1999 Soul Maahn
2004 Zauberstraßen
2007 Direkt ins Blut 2

Gunther Böhm