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Waltari + The Headlines

5. Mai 2010, Cafe Central, Weinheim

Now we are going back to the 90‘s again!

Gestern gastierten endlich mal wieder die verrückten Finnen von Waltari in der Region, im Cafe Central in Weinheim. Als alter Fan natürlich Pflicht und der kleine Flo schloss sich auch an, nachdem er schon öfters bei mir im Auto Sachen gehört hatte und es ihm durchaus gefiel. Für 15 Euro kann man ja auch nicht viel falsch machen.

Das dachten sich ein paar andere Leute, vielleicht 60 oder 80, aber nicht mehr. So leer habe ich das Cafe Central noch nie erlebt. Paris ein paar Tage vorher war wohl rappelvoll und ausverkauft, aber Deutschland ist wohl nicht mehr der Markt der Jungs. Na ja, ein Bierchen getrunken, eine Runde gekickert und schon legte die Vorgruppe THE HEADLINES aus Malmö, Schweden los. Drei Jungs und eine niedliche Bassistin, Punk Rock / Rock 'n' Roll. So weit, so gut, aber was die Band mal richtig interessant machte, war, dass einer der Typen nur gänzlich unpunkige Instumente wie Mundharmonika, Saxophon oder E-Mandoline (!) spielte, was zu den melodisch-flotten Songs mal richtig geil passte. Klang teilweise ein bisschen folkig nach den Dropkick Murphys, mal mit Saxophon nach punklastigen Hanoi Rocks, auf jeden Fall hat's gut gerockt und war mir anschließend den Kauf von 2 CDs wert. Mal schauen, ob die auch auf Scheibe was können!

Waltari haben ihre erfolgreichsten Zeiten definitiv hinter sich; in den 90ern spielten sie das Bizarre Festival vor zig Tausend Leuten und ihre Scheiben wurden abgefeiert, heute haben sie für die neue Scheibe "Below Zero" nicht mal einen Vertrieb in Deutschland. Und dass bei einer Band, von der man mit gutem Recht behaupten kann, Pioniere auf ihrem Gebiet gewesen zu sein. Sie spielten Crossover nicht nur lange vor anderen, sie ebneten den Weg auch für viele ihrer finnischen Landleute in das europäische Business. Sie spielten Polka-Metal bereits 1993 und nahmen das unfassbare "Yeah! Yeah! Die! Die!"-Album, die Death Metal-Klassik-Symphonie, lange vor dem Boom auf. Heute weiß kaum mehr wer, dass die Band noch existiert. Warum es nicht mit dem großen Erfolg geklappt hat... vielleicht waren sie doch zu abgefahren, ihr Stilmix zu krass für den Normalhörer, vielleicht war ihre finnische Herkunft auch ein Hindernis. Keine Ahnung. Jedenfalls sind sie immer noch aktiv, haben eine neue, sehr gute, aber ein bisschen weniger abgefahrene Platte, und schütteln sich die Hits immer noch aus dem Ärmel. Der Titelsong "Below zero" und die grandiose melancholische Hommage an ihre Heimatstadt "Helsinki" waren gestern die Opener; anfangs hatten sie ein bisschen technische Probleme, Frontmann Kärsty Hatakka's Bass ging nicht, was er nur mit einem Lächeln quittierte und die Songs halt ohne Bass zockte. Kärsty sieht mittlerweile aus wie eine Mischung aus Pumuckl und dem Joker und ist ein super-netter Typ, dem es scheinbar egal war, wie viele Leute da waren. Einfach ein lustiger Freak. Da die technischen Probleme sich auch weiter durch den Set zogen, spielten sie eine sehr rockige Setlist und tauschen wohl ein paar sample-lastige Songs aus. Viele Songs vom neuen Album, natürlich "So fine", bei dem das Publikum mit Nebel eingeräuchert wird und Kärsty durch die "Menge" spazierte und die Anwesenden mit Handschlag begrüßte, der ganz alte Schinken "Pala Leipää (Ein Stückchen Brot)" und natürlich ein Haufen Nummern aus den von der Band geliebten 90ern, bei denen sie hemmungslos der Mischung aus Metal und Eurodance frönten. Das alles mit mächtig Spaß an der Sache. Höhepunkt der 90er Hommage und wahrscheinlich das absolute NoGo für alle Vertreter der wahren metallischen Lehre das Medley aus "No Limits" (2 Unlimited) und "Symphony of destruction" (Megadeth). Unfassbar.

Alles in allem ein geiler Abend mit einer sympathischen Band, die ihr Ding einfach immer noch durchzieht. Ich hoffe, man sieht sie nochmal in Deutschland. Bis dahin werde ich mein orange/rosa "Big bang"-Longsleeve, das gestern selbstverständlich am Start war, wieder öfters anziehen, denn diese Band darf einfach nicht vergessen werden!

Florian Störzer