12. März 13. März 14. März 15. März 16. März 17. März 18. März 19. März sxsw2010 12. März 13. März 14. März 15. März 16. März 17. März 18. März 19. März sxsw2010

The Band Of Heathens

9. Dezember 2012, Feierwerk, München

Howdy,

nach einem typischen Deutsche Bundesbahnride - 2 x Signalstörung, Türstörung, Triebkopfstörung und verzögerungsfreier Zusammenbruch des Bord-Bistros auf freier Strecke, kamen wir mit 90 Minuten Verspätung von der Blue Rose Christmas Party in Isernhagen ohne Personenschaden trotzdem rechtzeitig in München an, um uns endlich die „neuen“ Heathens live zu geben.
Spannung und Skepsis erhöhten das Lampenfieber und hielten unsere Körpertemperatur trotz eisigem Wind und Schnee während des 15 minütigen Fußmarsches vom Hotel zum Club auf den mindestens empfohlenen 98° Fahrenheit.

Der Club ist spartanisch aber o.k. Industriegebäude. Flaschbierverkauf. Die Bühne eher schmal und tief. Vor der Bühne locker Platz für die ca. 100 Leute, die kamen. Gut besucht, aber bei weitem nicht proppenvoll. Ed und Gordy ließen eine herzliche Begrüßung nicht aus, als sie uns „Alt Heathens“ entdeckten.
Auf der Bühne die alte Präsenz von Gordy und Ed. Die ersten 3 Songs in einem rhythmischen Easy Rollin', das mir auch auf die neue Rolle Trevor Nealons mit den Keys zugeschnitten schien. Eher unspektakulär, erkennbar anders und mit lockerem Drive. Darauf folgte ein wunderbares „Golden Calf“ mit klasse Übergang zum romantischen „40 Days“. „Walking and Talking“ swingend, fast schon jazzig. Klasse Trevors Begleitung und Solo. Top, wie übrigens auch das Intro von Trevor für „Transit Wind“ (The Mother Hips), bei dem er lässig in Moll abgewandelt den Eingangsakkord von Duke Ellingtons „Take the A Train“ zitiert, letztlich aber damit, was die Entwicklung des Stückes angeht, das schließlich in hartem Rock endet, in die Irre führt. Begeisternd und bemerkenswert. „Caroline Williams“, ein sehr schöner harmonischer Love-Rocksong gefolgt von dem eher stampfend anklagenden „Shake the Foundation“. Jackson Station, so nie gehört, demonstriert deutlich den Wandel. Noch immer saugut. Auch unser so geliebtes „I Aint Running“ wurde keinesfalls schlechter in München mit furios hämmerndem Finish.

Setlist
01 Unsleeping Eye
02 Say
03 This I now
05 Golden Calf – 40 Days
06 Look At Miss Ohio
07 Last One Standing
08 Walking and Talking
09 Sin City
10 LA County Blues
11 Transit Wind (Mother Hips)
12 Caroline Williams
13 Shake The Foundation
14 Jackson Station
15 Should Have Known Better
Encore
17 Let Your Heart Not Be Troubled
18 I Aint Running

So und nun die Gretchenfrage: Fehlt Colin, fehlt John, fehlt Seth?
Natürlich fehlen die. Wäre dem nicht so, wären „unsere“ Heathens ja nur eine Zwei-Mann Combo gewesen. Alle haben zu dem Stil beigetragen, in den wir uns so verliebt haben. Und der lässt sich ohne die Genannten nun mal nicht kopieren. Nach dem Ausstieg macht nun jeder sein eigenes Ding, ob im Food Market, zwischen Concrete und Lap Steel oder immer hart die Felle bearbeitend. Und zum Glück machen Ed und Gordy auch ihr Ding, und zwar weiter in unserem Sinne.
Der „neue“ Sound hat was und der Weg ist schlicht besser, als sich einen anderen Songwriter und Gitarristen zu suchen. Denn der Versuch, mit einem anderen „Colin“ das „Alte“ zu halten, hätte nur scheitern können. Denn schließlich wollen auch wir keine „Kopie“, sondern das Original. Im Nachhinein war es deshalb auch von John und Seth richtig, jetzt ihre Entscheidung zu treffen. So musste was Neues entstehen.
Ryan und Richard am Bass und an den Drums erscheinen noch etwas schüchtern. Noch fehlt die Bühnenpräsenz. Aber das musikalische Rüstzeug, um auf der Bühne zu wachsen, haben sie ohne Zweifel. Trevor spielt mit seinem Können und seiner Erfahrung auf Augenhöhe, obwohl Ed und Gordy eindeutig das Geschehen bestimmen. Und die zwei sind nach wie vor dieselben und halt genauso erstklassig wie bisher. Deshalb ist das, was die Jungs jetzt auf die Bühne bringen schlussendlich auch nicht Meilen von dem entfernt, was sie vorher gemacht haben. Ich würde nicht so weit gehen wie ich es gehört habe, nämlich dass Colin in diese Band gar nicht mehr passen würde. Aber angenommen dem wäre so, wäre dies dann eine gute oder schlechte Nachricht?

Was wir jedenfalls nicht machen können ist, von den Jungs was Neues zu verlangen und es am Alten zu messen. Daran scheitert ein jeder.

Wie sagte eine bisher heathensfrei durchs Leben gekommene junge Besucherin in München beim Raucherbreak vor der Tür: „Wouw, die sind ja richtig gut“. Und genau das sind sie!!

Drum hat jede und jeder, der sich ein Heathenskonzert raus gehen lässt, was verpasst.
Ich kann nur empfehlen, wer es machen kann:

HINGEHEN UND GENIEßEN!!

So long Lone Star

Text: Markus Freitag
Fotos: Iris Schiebel