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Wolf Maahn

6. Dezember 2013, Bluesgarage, Hannover

Die Sucht der Träumer

Die ehrwürdige Grugahalle würde der deutsche Springsteen wohl kaum mehr füllen, für die 350 Nasen-Garage in Isernhagen sollte es locker reichen. Am nächsten Tag steht Christmas-Party auf dem Rock-Radar, die schon zur Legende gewordene Blue-Rose-Jahresschluss-Show, inszeniert vom Zeremonienmeister Edgar Heckmann – und der zieht 350 ewig gestrige. Aber hallo! So ein Ticket-Bundle für beide Abende, das wär´s gewesen, sollste mal sehen wie die adipösen Altrocker anrücken. Aber wie an der Börse: Gier schlägt Hirn. Schadeschade.

Zwischen Beate, Edgar und Schulzie (hat zwei Tage Freigang) rocken ein paar „Fifty-Somethings“ kontrolliert ab. Gut halbvoll der Laden, vor dieser Zukunft hab ich Angst, oder um es mit Ginger Wildheart/Ian Astbury zu sagen: Rock ist tot! Tatsächlich? Der Ticketabsatz an diesem Abend ist die eine Sache, die euphorisierende Show Wolf Maahn‘s eine ganz andere. Der ist nicht nur Vollprofi, dem ist es obendrein scheißegal, dass seine frühere Begleitband fast vollständig ins Niedecken-Exil abgewandert ist.

Rock ist tot? Maahn, der Linkshänder, (der seine Klampfe aber für einen Rechtshänder bespannt und „verkehrtherum“ spielt) flicht einen Strauß Wildflowers, Rhythm ‘n‘ Blues, Soul, Rock ‘n‘ Roll, Springsteenesk, immer im aufrechten Gang, nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Geradeaus und volldrauflos! Die Sucht der Träumer, keine Ahnung wieviel autobiografisches im Text steckt. Viel wichtiger: er berührt! Meine Sucht, der Träumer bin ich! Da kann ich mich dran festhalten, später muss ich mich dran festhalten, Schulzie meint, Bier sei heute nix für uns und serviert en passant eine Literflasche Tennessee-Bourbon. Die Flasche Coke ist nur zur Zierde, die wird ungeöffnet zurückgetauscht. Der Clown hat den Blues.

Wolf Maahn1

Rock ist tot? Neverever, niemals, nicht so lange es solche Nächte gibt. Das ist kein Schnee von gestern, keine entrückte Revival-Party und wenn es so wäre, auch egal, zwischen dem ganzen Elektroschrott ein Treueschwur. So lange Wolf Maahn singt, bleibt Hoffnung. Nicht jeder wird vom Kommerz untergepflügt, nicht jeder streamt drei Single-Edits im Netz und begreift Inhalte als freie Handelsware.

Rock ist tot? Ja, könnte man meinen, doch wir haben heute eine sehr lebendige und sehr dreckige Version erlebt, mit einer Backingband der Unbekannten, 120 Minuten-Dauergroove, sympathisch, inhaltsvoll und nahbar. Band und Meute bilden ein nicht näher zu definierendes Konglomerat. Eine fast skurille Form von Einheit. Die Party startet durch. Althippie Neil hätte seine Freude gehabt. Mehr geht nun wirklich nicht.
Der Wolf hat die Blue-Rose Christmas-Party angerichtet.
Was ‘ne Nacht! Vielen Dank!

Wolf Maahn 2

Hier die rudimentäre Setlist, Gedächtnisprotokoll (Schulzie-Bourbon:
Irgendwo in Deutschland
Die Sucht der Träumer
Selbstrespekt
Hallo Sehnsucht
Suchender
Stunde um Stunde
Vereinigte Staaten
Rebellion
Total verliebt
Treibsand
Unter einem großen Himmel
Am heutigen Morgen
Ich wart‘ auf dich
Kleine Helden
Rosen im Asphalt
Fieber
Encore 1:
Kind der Sterne
Freie Welt
Encore 2:
Wenn der Regen kommt
Wunder dieser Zeit
Die Alben:
Deserteure (1982)
Bisse und Küsse (1983)
Irgendwo in Deutschland (1984)
Kleine Helden (1986)
Rosen im Asphalt Live! (1986)
Third Language (1988)
Was? (1989)
Maahnsinn (1991)
Der Himmel ist hier (1992)
Direkt ins Blut (Un)plugged (1994)
Libero (1995)
Soul Maahn (1999)
Absolut – Best of (2001)
Direkt ins Blut (Un)plugged DVD (2003)
Zauberstrassen (2004)
Direkt ins Blut 2: (Un)plugged (2007)
Deserteure – ReRelease plus Bonus Track (2008)
Direkt ins Blut 2: (Un)plugged DVD (2008)
Vereinigte Staaten (2010)
Vereinigte Staaten - Deluxe Edition (Plus DVD "Live at Fehmarn Open Air" 2011)
Rosen im Asphalt Live! (2 CD, Remastered Extended Edition, 2011)
Direkt ins Blut (Un)plugged (CD+DVD, Remastered Extended Edition, 2011)
Lieder vom Rand der Galaxis - Solo Live (2012)

Gunther Böhm