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Markus Rill

27. September 2014, Heilbronn, Red River Saloon

Wild, Blue And True

… ein probates Mittel gegen Austin-Fernweh? Ein Laden für die Sehn-Sucht der Träumer (Obacht, geklaut), „Wild, Blue & True“ – all the real rockers come from (to) Heilbronn! 25 Jahre Red-River-Saloon, die Kneipe in der Haltung mehr zählt als Pose. Hunderte bekannte unbekannte Bands zieren die Wände, Elliott Murphy, Peter Wells, die unglaublichen Go To Blazes, die ganze Blue-Rose-Mischpoke, Seelenverwandte, Americana-Aficionados, besessene Spuren-Sucher, Aufrechtgänger, Abhänger, Plattensammler, Hipster, Weltverbesserer, Freitagabendausraster, all die Macker und Tussen eben, ein kleiner übriggebliebener Gesellschafts-Querschnitt, diese meist liebenswerten Freaks, feiern heute. Den Red-River-Saloon und auch ein bisschen sich selbst.

Oh lord, we give you Justin Bieber and Miley Cyrus
Can we have Muddy Waters and John Lee Hooker back …?

(Thekenbekenntnis im Red-River-Salooon)

Zum Pinkeln geht’s direkt über die Bühne, die Treppe zum Lokus ist gleichzeitig die Garderobe, und wenn du Pech hast, erwischt dich beim „Opfergang“ der Gitarrist beim Solo am Kinn. Ist auch egal, hier tobt kein Starrummel um Steve Earle, Bob Dylan oder Tom Petty.

Im Gegenteil, Markus Rill & Troublemakers sind so abgeerdet und angenehm unprätentiös, so cool wie du eben sein musst, um den Weg zu gehen, der vor dir liegt. Und heute sind das drei Stunden in bester Roots-Manier. Die Kneipe ist gut gefüllt, der Americana-Laden saugt eine eigenwillige Mixtur aus abgeschabten Hawaiihemdträgern, Metalheads, Familienausflügler, Partyvolk und, alles wird gut, auch jede Menge Rootsmucker auf. Ist halt so ’ne Sache, was nichts kostet, hat mein Vater immer gesagt, na lassen wir das, denn für die Dauerpalaverer können die Troublemakers nun wirklich nichts. Und mit der Zeit speit der Saloon in die Nacht.

My Rocket Ship war eines der Americana Alben und das „deutsche“ Americana-Album in 2013. Nicht weniger. Roots-Rock kreuzt gekonnt und kurzweilig die Klinge mit Alternative Country, Heartland Rock, Songwritereinflüssen, ohne Betroffenheitslyrik, meist aus der Perspektive des Ich-Erzählers, manchmal düster bis lakonisch, dann wieder schön Up-Tempo, beseelt und befreiend.

Die Punkte im Red River gehen nicht nur an die Coverversionen und Midtempo-Songs, wahrhaftig grandios das nachdenkliche „Facts About My Life“ mit elementarer Gitarrenarbeit, oder auch „Never Come To Know“, eingebettet in einen dynamischen Bandsound, der nie zu dick aufträgt. Straight groovend die Kicking-Ass-Fraktion und Marco Hohner an der zweiten Klampfe ist weit mehr als ein „Sechs-Saiten-Sekundant“, eher der musikalische primus inter pares. Klar was Markus meint, „lange gesucht zu haben, nach Jungs, mit denen er genau diese Musik spielen kann …“

Das erwartete „Dead Flowers“ wird in bester Stones-Manier angezündet und abgefackelt, mit Verve, wie die Glimmer-Twins an guten Tagen. Und das die Troublemakers Rock ’n’ Roll können, „That’s All Right, Ma“ oder „Nadine“, kann dann auch keinen mehr überraschen. Drei komplette Sets von einer gut geölten Band in glasklarem Sound (!), die erwartete Verbeugung vor TvZ, mehr geht nun wirklich nicht. Oder etwa doch? Naja, „Wild Horses“, das wär doch noch was …

Marius hat mal auf die Frage eines blondgelockten, fränkischen Vielplauderers ,warum er denn in Deutsch singtʻ geantwortet: „was für ’ne dumme Frage, das ist unsere Sprache!“ Der Autor kann nur mutmaßen, warum Markus Rill „Americana“ macht, eigene Identität, ja, das könnte es sein …

Hier sind die Links zur aktuellen CD und zum Video!

Fotos: René Geilenkirchen

 

Die Band:
Markus Rill (g, voc)
Marco Hohner (g, lap-steel, voc)
Aggi Berger (dr, voc)
Chris Reiss (b)

Setlist

Die Alben:
Gunslinger’s Tales (1997/Eigenverlag)
The Devil And The Open Road (1999/Blue Rose Rec.)
Nowhere Begins (2001/Music Network)
Hobo Dream (2004/Blue Rose Rec.)
The Hobo Companion (2004/Eigenverlag)
The Price Of Sin (2006/Blue Rose Rec.)
Things That Count (2008/Blue Rose Rec.)
Bag Of Tricks (2008/Coverversionen)
Wild, Blue & True (2011/Blue Rose Rec.)
My Rocket Ship (2013/Blue Rose Rec.)
Late Night Drive (2013/Eigenverlag)


Gunther Böhm