12. März 13. März 14. März 15. März 16. März 17. März 18. März 19. März sxsw2010 12. März 13. März 14. März 15. März 16. März 17. März 18. März 19. März sxsw2010

D-A-D + Bulletmonks + Nitrovolt

5. Februar 2012, Batschkapp, Frankfurt

„Frankfurt, wir brauchen Stimmung!“

Sonntag abends ist eigentlich das dümmste Datum für Konzerte, vor allem, wenn man ein ganzes Ende fahren muss. Aber Denmarks Finest sind ja immer eine Reise wert, die Batschkapp im Grunde gut zu erreichen und mit ein, zwei Kaffee lässt sich dann auch der Montag morgen ganz gut starten. Zumal die Batschkapp ja auch nicht unbedingt für späte Konzertbeginne bekannt ist... legendär, das Backyard Babies-Konzert vor ein paar Jahren, welches um 20 Uhr starten sollte; als wir seinerzeit ankamen um viertel nach sieben spielte die erste Vorbandgerade den letzten Song (!), Bullet waren auch kurz vor acht durch, die Babies spielten bis halb zehn und ich war kurz vor elf wieder zu Hause. An einem Samstag abend...

Heute hätte man so eine schnelle Abfolge besser gebrauchen können, und ein wenig Einsehen hatte die ‘kapp auch, NITROVOLT, die erste Vorband geht vor acht auf die Bühne, um das Publikum mit ihrem derben Rock ‘n‘ Roll ein wenig anzuheizen. Die Band rockt ordentlich, nicht filigran, aber das muss hier auch nicht sein. Schneller Rock ‘n‘ Roll mit leichter Punk-Schlagseite und ein bisschen Metal, das ist Musik für die Bühne. Von der Optik her schauen sie ein bisschen uneinheitlich aus, aber der Basser kennt auf jeden Fall einen gewissen Lemmy K. und ist der coolste von den vieren. Ganz guter Auftakt.

THE BULLETMONKS machen im Grunde anschließend nicht viel anders, nur dass sie nicht High-Speed spielen... aber irgendwie gefallen sie mir nicht. Woran das liegt, weiß ich nicht, wie gesagt: sie machen nichts falsch, aber zünden bei mir nicht. Vielleicht fehlen die großen Songs, vielleicht fehlt ein bisschen die Power von Nitrovolt, vielleicht will ich aber einfach nur die Dänen sehen und finde zwei Vorbands heute zu viel. Keine Ahnung...

Okay, und an dieser Stelle verlasse ich jetzt den... äh... seriösen Musikjournalismus und gebe mich der totalen Fan-Huldigung hin. D-A-D sind die tollste Band, die unser nördliches Nachbarland jemals hervorgebracht hat und jemals hervorbringen wird. Und live eine der unterhaltsamsten Bands überhaupt. Gut gelaunt wie immer kommen die vier auf die Bühne, Frontmann Jesper Binzer begrüßt die Massen (die Kapp ist rappelvoll) mit einem launigen „Meine Name ist Jesper und das hier ist meine Bruder!“, worauf hin Jacob Binzer den Opener „A new age moving in“ anstimmt. Nur, dass Bruder erstmal große technische Probleme hat, denn die Gitarre ist vom Roadie völlig falsch gestimmt. Macht aber nix, die Band spielt weiter, dehnt den Opener mal auf 10 Minuten aus, jammt mit nur einer Gitarre und während der arme Roadie versucht, die Leadgitarre zum Laufen zu bringen, feuert Jesper das Publikum immer wieder mit „Frankfurt! Wir brauchen Stimmung“ an... ab sofort Running Gag des Abends. Natürlich auf Deutsch mit dem witzigen dänischen Akzent. Da zeigen sich halt fast 30 Jahre Bühnenerfahrung. Irgendwann hat dann auch die Gitarre die Stimmung und die Dänen rocken sich durch einen gut zweistündigen Set, der neben all den immer wieder gerne gehörten Live-Standards auch erfreulich viele Stücke des bärenstarken neuen Albums „DIC.NIL.AND.AFT.ERD.ARK“. Bass-Beau Stig (modisch stilsicher im brustfreien Torero-Kostüm) wechselt fröhlich zwischen seinen abgefahrenen Zwei-Saiten-Bässen (alle sind dabei: der blaue Plexiglas-Bass mit Neonröhre, der rote, die Rakete und auch dieser völlig geile, der ausschaut, wie ein umgedrehter Bass) und Jesper sorgt wie immer mit seinen auf die entsprechende Stadt zugeschnittenen Ansagen für beste Laune. Natürlich könnte man D-A-D recht einfach als Spaßband abstempeln, wenn man sie nur so auf der Bühne sieht, aber wenn man da mal genauer hinhört: Jacob Binzer ist ein völlig unterbewerteter Gitarrist, was er z. B. im mehrminütigen Solo bei „Grow or pay“ auf seiner halbakustischen abzieht, das ist ganz große Musik: nicht schnell Skalen runtergedudelt, sondern gefühlvoll über das Leitthema des Songs improvisiert; ein großer Musiker, ebenso wie Drummer Laust Sonne mit seinem super Groove. Kritikpunkte an diesem Abend: wenn man nun wirklich Erbsen zählen möchte... die Ballade „We all fall down“ vom neuen Album kommt noch nicht ganz so gut rüber wie auf Konserve, da ein bisschen zu schnell gespielt. Aber im Grunde ist das sowas von egal: D-A-D könnte ich mir glaube ich einmal pro Woche anschauen und würde jedes Mal mit einem breiten Grinsen die Halle verlassen. Tollste Band, die unser... nee, das habe ich glaube ich schon gesagt.

Setlist:
A new age moving in
Jihad
The end
Everything glows
Point of view
Monster philosophy
Reconstrucdead
Riding with Sue
Last time in Neverland
Grow or pay
We all fall down
I want what she's got
Bad craziness
-----
The place of the heart
Sleeping my day away
-----
Laugh and a 1/2
It's after dark

Florian Störzer