Born to raise hell!!!


Zum Tod von Lemmy Kilmister
* 24. Dezember 1945 | † 28. Dezember 2015

„Motörhead? Das sind doch auch solche Krachmacher!“ – „Nee, Lemmy ist cool. Der ist fast 50 und steht immer noch auf der Bühne und spielt diese Musik!“

Viele Jahre ist es her, als der damals – an der Aussage geschätzt – vielleicht 13jährige Florian, geradewegs auf dem direkten Weg in die musikalische Verderbnis, zum ersten Mal zu Lemmy Kilmister aufblickte. Natürlich geschah das damals nicht im Bewusstsein, dass das frisch entdeckte Idol eine Legende war und immer sein wird, ein Mensch, der konsequent sein Leben nach eigenen Grundsätzen lebte und sein Ding durchzog, wie kein zweiter ... nein, die Gründe waren sicherlich andere. Da stand jemand auf der Bühne, der aus der Sicht eines Teenagers in einem ähnlichen biblischen Alter war wie die Eltern, aber natürlich etwas viel Cooleres machte!! Das war einfach irgendwie unvorstellbar.

Lemmy Kilmister war es dann folgerichtig auch, der für mein erstes Metal-Konzert (ich sage jetzt halt mal „Metal“ ...) verantwortlich war ... die erste Metal-Band, das waren Grip Inc., damals Support, aber der erste Tinnitus, das erste Ohrenpfeifen am nächsten Morgen, das war Lemmy. An den Auftritt in der Ludwigshafener Eberthalle auf der „Sacrifice“-Tour erinnere ich mich lebhaft zurück – spätestens als dieses unfassbare „Going to Brazil“ aus den Boxen donnerte, war es um den jungen Kerl im stilechten Fleecepulli (in Ermangelung eines Metalshirts) geschehen. Viele Male hieß es von da an: „Good evening. We are Motörhead. And we play Rock ‘n‘ Roll!“ Auch in Zeiten, als Motörhead nur kleinere Hallen füllten, da konnte man sie auch öfters in der Alten Feuerwache in Mannheim sehen, vor ein paar Hundert Nasen. Gerade letztens hatte ich wieder meine handsignierten „Mickey Dee“-Drumsticks von der „Snake Bite Love“-Tour in der Hand.

Mein Album-Erstkontakt war schon vorher ... ich glaube, „March ör die“ und „1916“ hatte ich zuerst, gemeinsam gekauft bei Ronnies Records ... vielleicht war es aber auch diese abgegriffene „Overkill“-Vinyl, die ich in der Plattensammlung eines bretonischen Ferienhauses im Familienurlaub entdeckt hatte und die mich damals quasi magisch angezogen hat. „Stay clean“ und so! „Bastards“ habe ich auf jeden Fall am Erscheinungstag gekauft, 1993 im Phora in Heidelberg und anschließend bin ich mit der Platte im Gepäck mit meinem großen Bruder zu Uli Rohde Music in die Altstadt, die weiße Fender Strat anschauen, auf die er schon lange scharf war (und die er dann schließlich auch gekauft hat). Verrückt, an was man sich so alles erinnert.
Auch sehr gut im Gedächtnis, aber auch noch nicht so lange her, ist dann auch noch Motörhead‘s Austin-Auftritt 2010. Blues-Gunther war von vornherein ziemlich mulmig beim Gedanken an einen Motörhead-Gig, hatte er doch eine Mischung aus höllischer Lautstärke und ebenso infernalischem, unmusikalischen Metal-Krach vor Augen. Ich glaube, es war während „Metropolis“, als er dann völlig verdattert feststellte: „das hat ja mit Metal gar nichts zu tun“ und bei der Zugabe „Whorehouse blues“, dem Akustik-Blues mit Bluesharp, schließlich Pläne schmiedete, diesen Song unserem Webminister Tommy zu präsentieren. „Unfassbar, da kommt der nie drauf, wer das ist!!!“ Ob Gunther das gemacht hat, ist leider nicht überliefert.

Zu einer Gegenüberstellung mit dem „Whorehouse Blues“ kam es leider nicht, aber so ganz Motörhead-resistent bin ich auch nicht! (Anmerkung Tommy)

Leider werden nun keine weiteren kleinen Anekdoten mehr hinzu kommen. Lemmy, Du hinterlässt eine Lücke, die, das wissen wir alle, nie wieder ein Musiker schließen werden kann.

Gerne hätten wir Dich nächstes Jahr noch einmal auf dem Summer Breeze Open Air gesehen, aber das sollte halt nicht sein. Wir werden stattdessen natürlich dort Deine Songs laufen lassen, und zwar LAUT. Und wir werden dort auf Dich anstoßen. Und beides auch bei vielen anderen Gelegenheiten.

Danke für alles, großer Mann des Rock ‘n‘ Roll.

Florian Störzer